Hören wirklich nur Führungskräfte schlecht zu?
Untersuchungen und unsere Erfahrungen aus den Coachings zeigen, dass viele eine falsche Selbstwahrnehmung gegenüber ihrer Offenheit bzgl. unangenehmer Nachrichten haben.
Es zeigt sich typischerweise, dass viele Menschen ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen selbst deutlich höher einschätzen als das z.B. ihre Kollegen tun. Viele Menschen senden häufig unbewusst Signale aus, dass sie schlechte Nachrichten nicht wirklich hören wollen.
Kollegen, Kunden und Führungskräfte formulieren zwar immer wieder, dass sie eine offene Kommunikation pflegen und Feedback begrüßen. Wenn es dann aber „soweit ist“, sieht die Praxis anders aus. Wie kommt dieser Widerspruch zustande? Zwei Erklärungen sind denkbar:
1. Grundsätzlich hat fast jeder Mensch das Bestreben, das eigene Selbstbild aufrechtzuerhalten. Kritik würde dieses jedoch infrage stellen und zu einem unangenehmen „Schwächegefühl“ führen. Besonders deutlich wird dies bei Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl. 2. Bei Führungskräften ist zu beobachten, dass sie oft das Machtgefälle zu ihren Mitarbeitern unterschätzen und sich wenig in die Situation des Mitarbeiters versetzen können. Wenn dann der Mitarbeiter ein oder zwei „Anläufe“ macht, die dann durch nonverbale Signale abgewertet werden oder er das Thema wechselt, gibt der Mitarbeiter meist auf.
Diese Verhaltensweisen verhindern nicht nur den freien Fluss besonders von „schlechten“ Nachrichten, sondern unterbinden sogar, dass Verbesserungsvorschläge geäußert werden, die als Kritik aufgefasst werden könnten. Grundsätzlich sollte jeder, besonders Führungskräfte und Manager, davon ausgehen, dass sie weit weniger offen sind für unwillkommene Nachrichten, als sie selbst denken - und sie sollten überlegen, inwiefern sie möglicherweise subtile, abwehrende Signale senden, die Anderen den Mut nehmen, sich offen zu äußern.
Tipp
1. Prüfen Sie, ob Sie andere - und vor allem kritische Meinungen- wirklich interessieren und diese wirklich als Bereicherung betrachten können.2. Beobachten Sie Ihre nonverbale Reaktion, wenn Sie kritisiert werden.
3. Lassen Sie nicht nur ausreden, sondern hören Sie aktiv zu.
4. Stellen Sie Verständnisfragen, um den Sachverhalt zu klären und zu verstehen.
5. Seien Sie vorsichtig mit dem „Reflex“: „Ja aber...“
Albrecht Müllerschön
Ähnliche Beiträge
Wegschauen ist die schlechteste Lösung!
4 Schritte im Umgang mit belasteten Mitarbeitern:innen
Wenn es Anzeichen gibt, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin überlastet oder psychisch erkrankt ist, sollten Führungskräfte unbedingt aktiv werden, auch wenn es eine schwierige Aufgabe ist.
Das eigene Team zum High-Performance Team entwickeln
Jedem ist klar, dass wir ohne Teamarbeit in Organisationen den unterschiedlichen Anforderungen nicht mehr bewältigen können. Hierzu gibt es zahlreiche Studien, die dies auch belegen.
Aber warum jetzt auch noch High-Performance Teams?
Wer Ängste zeigen kann, ist eine bessere Führungskraft
Unternehmen sollten sich noch stärker zu emotional intelligenten Organisationen entwickeln - ist das Fazit von Prof. Jochen Menges, Professor für HR Management und Leadership von der Uni Zürich.
Wirtschaftspsychologen haben erforscht, wie Führungskräfte in der Pandemie mit negativen...